(Screenshot: Baugewerbliche Verbände)

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Expertentipps für eine effektive Gebäudedämmung

Die meisten der mehr als 1.000 Besucher des Energieforums West stimmten darin überein, das Gelingen der Energiewende sei nicht zuletzt von der praktischen Umsetzung der Maßnahmen abhängig.

Die steigenden Anforderungen und die komplexer werdenden Technologie forderten immer höhere Kompetenzen der Beteiligten. Anregungen, wie Gebäude besser gedämmt und Baustellen energiesparender betrieben werden können, gaben die Baugewerblichen Verbände (BGV) in ihrem Vortragsblock während des Forums in Essen. Das Fazit: Eine sorgfältige Planung und Ausführung der Bauarbeiten sind Grundvoraussetzung dafür, dass die erwünschte Energieeinsparung tatsächlich eintritt.

Die Veranstaltung in der Philharmonie Essen brachte zum dritten Mal Akteure aus Wohnungs- und Immobilienwirtschaft, Industrie, Handwerk, Forschung und Politik zum Erfahrungsaustausch zusammen. Die BGV steuerten als Mitveranstalter eine Vortragsreihe unter dem Titel „Energieeffizientes Bauen und Sanieren – Anwendungsbeispiele aus baupraktischer Sicht“ bei.

Nur Qualität führt zum Erfolg

Den Problemen, ein Bestandsgebäude von innen zu dämmen, widmete sich dabei Diplom-Ingenieur Klaus Arbeiter, Inhabers des Kölner Fachunternehmens Troka und langjähriger Sachverständiger. Nur Qualität führt zum Erfolg, lautete seine Forderung auch nach vielen Begutachtungen von Schadensfällen. „Dramatische Dinge können passieren, weil die Dämmung den bisherigen Feuchteaustausch zwischen innen und außen nun unterbricht. Die Folgen zeigen sich jedoch zumeist erst nach Jahren“, so seine Erfahrung.

In einem Raum würden im Schnitt pro Tag gut drei Liter Wasser als Feuchtigkeit anfallen, die bei der regelmäßig unzureichenden Lüftung über die Fenster nicht mehr abtransportiert würden. Eine Innendämmung müsse daher mit dem Einbau einer mechanischen Lüftungsanlage gekoppelt werden. Häufig ergäben sich im Laufe der Zeit auch Undichtigkeiten in der Dämmschicht. Durch Risse und vor allem nicht ausreichend abgedichtete Anschlüsse etwa rund um Steckdosen dringe dann die Feuchtigkeit hinter die Dämmung und führe zu Schäden im Mauerwerk.

Klimaschutzziele dringend nötig

Die neue Energieeinsparverordnung erlaubt es, auf bestehende und bei Altbauten in der Regel relativ dünne Außendämmungen aus Polystyrol eine zusätzliche Dämmschicht als Verstärkung und „Ertüchtigung“ aufzubringen. Darauf verwies Jens Gerlitz, Fachberater bei Knauf Gips. Vorher müsse allerdings die bisherige Fassade genau untersucht werden, ob diese Aufdoppelung dort technisch möglich sei.

Zudem müssten die Vorschriften bezüglich Brandriegeln eingehalten werden. Insgesamt sieht Gerlitz in einer derartigen Verstärkung der Dämmung einen guten Weg, die bislang niedrige Sanierungsquote im Altbestand deutlich zu erhöhen. Dies sei wegen der Klimaschutzziele, die Deutschland sich gesetzt hat, dringend nötig und auch so vom Gesetzgeber ausdrücklich gewollt.

Basis für effiziente Baustellenabwicklung

Gerade im Hochbau spiele die Energieeinsparung während der Bauphase noch immer eine zu geringe Rolle, kritisierte Diplom-Ingenieur Selcuk Nisancioglu. Der Mitarbeiter der Bundesanstalt für Straßenwesen hat sich intensiv mit der Frage befasst, wie durch technische, organisatorische und personelle Maßnahmen im Laufe eines Bauvorhabens die Einsparpotenziale ausgeschöpft werden können.

Danach ist er überzeugt, dass die richtige Organisation sowohl in der Arbeitsvorbereitung als auch in der Ausführungsphase die Basis für eine effiziente Baustellenabwicklung und damit auch zur Kostensenkung bildet. Im Verlaufe seiner Recherchen habe er erlebt, dass Baggermotoren über viele Stunden hinweg gelaufen seien, obwohl das Gerät nicht genutzt wurde, und Licht und Heizung in Baucontainern in Zeiten eingeschaltet blieben, wo sich niemand dort aufhielt. „Sensibilität und Mitdenken“ fehlten also häufig. Aber auch Trainings für sparsames Fahren sowie Herstellerangaben über den Kraftstoffverbrauch von LKWs und Baugeräten würden helfen.

Die BGV nutzen die Informations- und Weiterbildungsta-gung insbesondere für die Wohnungswirtschaft und für Planer, um deutlich zu machen, dass die mittelständischen Bau- und Ausbaubetriebe ideale Partner für die Immobilien- und Wohnungswirtschaft sind, wenn es um die Umsetzung der Energiewende und um den Klimaschutz geht.

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